Heraus zum Internationalen Frauentag: Geschlechtergerechtigkeit und Frieden!

Aufruf des Landessprecherinnenrates von LISA NRW.

2023 im März ist die Welt alles andere als „in Ordnung“. Der „Internationale Frauentag“ – ein Frauenkampftag – findet in umkämpften Zeiten statt. Viele Frauen im öffentlichen Dienst, auch die Beschäftigten der Sozial- und Erziehungsberufe kämpfen um mehr Lohn. Im letzten Jahr sind die Preise für Lebensmittel und Energie stark gestiegen. Wohnungen sind schon lange überteuert und für Familien kaum noch zu kriegen. Die politischen Versuche den Klimawandel einzudämmen erweisen sich als untauglich. Aus Sorge um die Zukunft der Welt engagieren sich seit Jahren vor allem junge Frauen in der Klimabewegung. Und seit mehr als einem Jahr herrscht in Europa Krieg. Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine droht immer noch sich zu einem Weltenbrand auszuweiten.

Nie war es deshalb wichtiger zum Internationalen Frauentag auf die Straße zu gehen.

Die Krise trifft Frauen besonders hart.

Ein ungeheurer Druck lastet auf jeder Frau und auf unseren sozialen Beziehungen. "Care"-Tätigkeiten wie Fürsorgen, Besorgen, Umsorgen, Entsorgen bleiben entweder auf der Strecke – mit fatalen Folgen – oder werden überwiegend“ von Frauen erledigt: unsichtbar, unbezahlt, unter prekären Bedingungen, unter Selbstaufgabe. Das kapitalistische Wirtschaftssystem basiert wesentlich auf der Ausbeutung schlecht bezahlter oder unentgeltlicher Sorgearbeit. Es sind vor allem Frauen, die die Sparmaßnahmen in Gesundheit, Pflege, Bildung usw. so gut es eben geht auffangen - und das ist politisch gewollt. Das verstärkt traditionelle Arbeitsteilungen. Sorgearbeit gilt als "Privatsache" oder "Liebesdienst". In Kitas und Vorschulen sind es über 90 Prozent. Die Pflege von Familienmitgliedern, die Kinderbetreuung und Haushaltstätigkeiten lasten überwiegend auf den Schultern von Frauen .Für uns gilt: Niemand muss als Frau geboren sein, um Fürsorglichkeit, Liebe und Solidarität zu leben. Sorgearbeit muss! von allen gleichermaßen geleistet werden.

Krisen verstärken Ungleichheiten. Das gilt besonders in unserer profitorientierten Gesellschaft. Deutlich über 70 Prozent der Beschäftigten im Lebensmitteleinzelhandel, bei Sozialversicherungen und in Krankenhäusern sind weiblich, hier wird Arbeit oft deutlich schlechter vergütet bzw. sind die Arbeitsbedingungen hat und gefährden die seelische und körperliche Gesundheit der Arbeitenden. Dabei befinden sich hier große Teile der Öffentlichen Daseinsvorsorge und täglichen Infrastruktur, die uns allen nutzen und die unsere Städte und Gemeinden erst lebenswert machen.

Und nun wird seit mehr als einem Jahr in Europa wieder Krieg geführt. Der russische Einmarsch in die Ukraine ist nicht bloß ein regionaler Konflikt, sondern droht sich immer noch zu einem Krieg der Atommächte auszuweiten. Auch hier trifft es Frauen häufig direkt mehrfach, ob als direkte Opfer des Krieges, als Flüchtende oder als Mütter, die um das Leben ihrer Kinder bangen. Diese Betroffenheit birgt aber auch ein unglaubliches Potential für Proteste und Veränderung.

Die Gesellschaft vom Kopf auf die Füße stellen!

Wir sagen: es reicht nicht, wenn Macht und Eigentum einfach nur in neuen Händen liegen. Das Grundsätzliche muss geändert werden. Wir stellen als Feministinnen das Leben in den Mittelpunkt und stellen das als Utopie dem Profitdenken entgegen. Unsere Utopie ist eine Utopie für alle. Wir wollen eine andere Aufteilung der Lebenszeit. Eine Verteilung, die es allen möglich macht, Lohnarbeit zu leisten, sich selber weiterzuentwickeln, mit Freund*innen, Familie oder den Nachbar*innen Zeit zu verbringen und sich dann noch in die Politik einzumischen. Die Zeit gehört denen, die sie leben! Produktion, Zeitverteilung, die ganze Gesellschaft gehört vom Kopf auf die Füße gestellt!

Der Internationale Frauentag 2023 liegt mitten in der Tarifrunde im Öffentlichen Dienst und der Post. Wir sagen: Euer Kampf ist unser Kampf! Wir selbst oder Freund*innen von uns erhalten als Klient*innen Unterstützung von euch in schwierigen Lebenslagen. Viele von uns haben Kinder, die ihr betreut. Ihr begleitet Menschen im Alltag. Ihr gestaltet unsere tägliche Lebensbasis und stellt unsere Infrastruktur. Wir wollen, dass ihr dafür mehr Anerkennung und bessere Arbeitsbedingungen bekommt!
Wir wollen euch unterstützen – und werden am 8. März an euren Aktionen teilnehmen!

Widerstand gegen Patriarchat, Kapitalismus und Krieg!

Die Bestandsaufnahme zeigt: Es kann so nicht weitergehen. Die Krise setzt allen Frauen zu und das Ziel einer geschlechtergerechten Gesellschaft geht dabei verloren.

Zum Internationalen Frauentag fordern wir deshalb:

  • Die Aufwertung der Arbeits- und Lebensleistung von Frauen! Care-Arbeit muss besser entlohnt werden. Beschäftigte in Pflegeberufen müssen entlastet werden.
  • Bessere Bedingungen Erwerbs- und Familienarbeit zu verbinden – für beide Geschlechter! Die wöchentliche Erwerbsarbeitszeit muss auf 30 Stunden bei vier Arbeitstagen gesenkt werden, bei vollem Lohnausgleich.
  • Wirksame Maßnahmen gegen häusliche Gewalt! Die Anzahl der Frauenhausplätze muss dauerhaft erhöht werden.
  • Mindestens den Inflationsausgleich für alle Beschäftigten und Bezieher:innen von Transferleistungen!
  • Ein kostenfreies Grundkontingent an Strom und Heizenergie!
  • Vorsorge gegen die Folgen des Klimawandels und politische Maßnahmen gegen die Erderwärmung!
  • Die Waffen nieder! Keine weiteren Aufrüstungsprogramme für Krieg und Vertreibung, sondern eine soziale Zeitenwende. Jetzt!

Wir rufen zur Demonstration nach Düsseldorf auf
am Samstag, 04.März 2022
anlässlich des Internationalen Frauentags (8. März).

1 „Frauen“ schließt trans*Frauen und/oder inter*Frauen mit ein.

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