Nach 80 Jahren Recht bekommen

Alexander Neu

Martha Meyer (Name geändert) wurde 1930 in Bonn geboren. Heute lebt sie in Siegburg. Schon als Säugling kam sie ins Heim. Den genauen Grund kennt sie bis heute nicht. Damit begann ein Martyrium welches bis 1951 anhielt. Dabei wurde sie während der Naziherrschaft als geistig behindert eingestuft. Eine falsche Diagnose, die ihr jedoch noch Jahre später Probleme machen sollte. Misshandlungen waren an der Tagesordnung, dazu gehörten Schläge und Tritte bis hin zum Darmriss. Kaltes Duschen und anschließend den ganzen Tag mit einem nassen Betttuch auf dem Bett liegen müssen, war eine andere Methode. Noch heute erinnert sie sich mit Schauern daran. So zum Beispiel auch als von ihr verlang wurde im Keller Wasser in einen Weidenkorb zu pumpen. Selbstverständlich lief das Wasser an den Seiten heraus. dennoch bekamt sie Prügel, wenn der Korb nicht voll genug war.

Seit ihrem 10. Lebensjahr musste sie arbeiten. Ohne Lohn, und oft unter erbärmlichen Bedingungen. Auch nach dem Krieg stand sie weiter unter dem Kuratel des Staates. Bis zu ihrem 21. Lebensjahr im Jahr 1951 stand sie unter Pflegschaft.

Vor einigen Jahren stellte sie dann einen Entschädigungsantrag. Zunächst wurde dieser abgelehnt. Als Grund dafür wurde die frühere, falsche Einstufung als geistig Behinderte angegeben.

Im September 2014 wendete sie sich dann an das Wahlkreisbüro von Dr. Alexander S. Neu, MdB in Siegburg. Ein fand reger Schriftverkehr mit der Fachreferentin der Bundestagsfraktion DIE LINKE statt. Im Dezember 2014 kam dann die Nachricht: Politisch tut sich etwas, es gibt Chancen für Frau Meyer.

Im Juli 2015 erhielt Frau Meyer dann die erlösende Nachricht: Ihr Leiden wird anerkannt. Sie erhält 10.000,- € aus dem Fonts Heimerziehung West. Außerdem wird die geleistete Arbeit ihrem Rentenkonto angerechnet.

Dazu Dr. Alexander S. Neu, MdB: "Der Fall von Martha Meyer ist erschütternd. Sie kämpfte ein Leben lang dafür, dass an ihr ergangenes Unrecht anerkannt wird. Nun wird ihr späte Genugtuung zuteil. Das freut mich für sie. Aber ich denke auch an die vielen anderen Opfer der Heimerziehung. Eine Entschädigung kann das erlittene Unrecht in der Regel nicht heilen. Aber sie ist auch Zeichen dafür, dass die Gesellschaft Fehler der Vergangenheit erkennt und daraus lernen kann."

"Wir sind froh, dass wir Frau Martha Meyer haben helfen können. Dennoch ist es schwer zu ertragen, dass Unrecht aus der Nazizeit nach über 70 Jahren immer noch nicht entschädigt wurde", ergänzt der Fraktionsvorsitzende der Linken im Siegburger Stadtrat Michael Otter.